Filmheft AM ENDE KOMMEN TOURISTEN

Der 32-jährige Regisseur Robert Thalheim stellt in seinem zweiten Spielfilm komplexe und zum Teil provokative Fragen über den heutigen Umgang mit der Vergangenheit. Dabei belehrt er das Publikum nicht mit dem Gestus des didaktischen Mahners, sondern erzählt konsequent aus einer jugendlichen, auch von Unsicherheit gekennzeichneten Perspektive. Sie ergibt sich aus seinem biografischen Hintergrund: Als Ersatzdienstleistender der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste arbeitete er Ende der 1990er-Jahre selbst in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim. Im Film verdichtet er seine damaligen Erfahrungen und Eindrücke vom dortigen Leben in der Figur von Sven zu einem tragikomisch angehauchten Bild des modernen Europa, zu dem eine grenzübergreifende Liebesgeschichte ebenso gehört wie das Erinnern an eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Die Schwierigkeiten, aber auch die Lebenslust und Chancen junger Menschen in diesem Europa werden überzeugend dargestellt. Am Ende ermöglicht der gegenseitige Kontakt eine bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und – nach einem langen Prozess der Identitätsfindung – die Übernahme geschichtlicher Verantwortung.

Schulmaterial