Filmheft DAS WEISSE BAND

Michael Hanekes Film zeigt mit hoher historischer Genauigkeit ein geschlossenes autoritäres System (vgl. Materialien), das auf der Grundlage permanenter Strafandrohung beruht: DAS WEISSE BAND untersucht die offensichtlichen und unterschwelligen autoritären Strukturen in Familien und Dorfgesellschaft und die Verinnerlichung von Werten durch die Kinder. Der Film lotet
Machtverhältnisse, vor allem das Gefälle von Eltern zu Kindern, aus und enthüllt einen Mikrokosmos aus Demütigung, Drohung, Denunziation. So geht Haneke den Ursachen von Terror
und Gewalt auf den Grund und findet einen sehr eigenen und wirksamen filmischen Ausdruck, den Zuschauen den diese Gewalt zu vermitteln. Haneke bricht diese Dynamik in die kleinste Einheiten der Dorf-, Klassen und Familiengemeinschaft herunter. Er durchleuchtet seinen filmischen Handlungskosmos fast wissenschaftlich gründlich, blickt hinter die Fassaden von Schule, Kirche und Wohnhäusern: Frauen und Kinder werden gedemütigt und missbraucht, „Gesundheit“ besiegt die Behinderung, „Reinigung“ soll durch körperliche Strafen erreicht werden, die Schule ist ebenso ein Ortder Furcht wie das elterliche Heim oder der sonntägliche Gottesdienst.