„Zwei Herren im Anzug“: Fakten zu Bayern und bayerische Geschichte

„Zwei Herren im Anzug“ nach dem Roman „Mittelreich“ von Josef Bierbichler
„Zwei Herren im Anzug“ nach dem Roman „Mittelreich“ von Josef Bierbichler

Bayern ist für viele ein Idyll, ein Sehnsuchtsort, im Sommer grüne Wiesen, bunte Hängegeranien und  Biergarten, im Winter verschneite Landschaften, Skifahren und Hüttenromantik. Gleichzeitig steht der Bayer für den Rest der Republik für Spießigkeit, Konservatismus, katholische Kirche und wird gerne belächelt. Aber Bayern ist auch BMW und AUDI, adidas und PUMA, Universitäten und High-Tech, Allianz und Allianz-Arena. Wie findet man sich da zurecht? Als Außenstehender und selbst als Einheimischer?

 

Der Speckgürtel um München ist inzwischen bald größer als München selbst, erstreckt sich bis in die Alpen, die Mieten oder gar Bauland erreichen astronomische Höhen. Aber allen geht es eigentlich gut, es gibt Regionen mit Vollbeschäftigung, und gleichzeitig geht die Angst um, diesen Wohlstand zu verlieren oder mit dem Fortschritt nicht mithalten zu können. Traditionen wie das Oktoberfest verkommen zum „Ballermann“ für die ganze Welt, Trachten werden getragen und entsorgt wie Jeans, kommen nicht mehr von Lodenfrey, sondern von KiK oder Primark.

Das bäuerliche Leben ist entweder zur industriellen Lebensmittelproduktion verkommen oder fristet ein meist bescheidenes Dasein als idealistischer Biohof mit angeschlossenem Hofladen (nur ca. 7% der gesamten bayerischen Landwirtschaft wird ökologisch betrieben).

Man hatte einen bayerischen Papst – aber der gibt 2013 seinen Posten auf und den Stab weiter an einen fast schon kommunistischen Argentinier. 2015 kommen dann auch noch Zehntausende Flüchtlinge via Bayern nach Deutschland und man muss sich von einer Ostlerin sagen lassen: „Wir schaffen das!“ Die CSU schafft bei der Bundestagswahl 2017 keine 40%, wird rechts von der AfD überholt und 2018 wird der neue Landtag gewählt.


Unsichere Zeiten… 
Und wie begegnet man diesen? Mit dem selbstbewussten „Mia san Mia“ und „Uns kann keiner“? Nein, alles muss anders werden, aber soll doch eigentlich bleiben wie es ist. Da muss dann ein müder Seehofer einem schnöden Söder weichen, um das Gefühl zu verbreiten „Jetzt wird erneuert“. Gleichzeitig wird sich in die Wagenburg zurückgezogen – „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Wir sind die Gralshüter der Traditionen, kämpfen gegen die Islamisierung der westlichen Welt und gegen die Europäisierung unseres Vaterlandes.

Und jetzt kommt auch noch mit Sepp Bierbichler, ein bayerisches Urgestein, mit diesem Film. Die zwei Herren im Anzug sind nicht Seehofer und Söder, sondern der „Chor der griechischen Tragödie“, der ein Stück bayerische Wahrheit und Geschichte kommentiert.

Kritik beim „Derblecken“ ist schon in Ordnung, das tut nur kurz weh, wenn man über sich selbst lachen und gute Miene zum bösen Spiel machen muss – aber einen so gnadenlos ehrlichen Spiegel vorgehalten zu bekommen, könnte dann doch zu viel des Guten sein.

 

„Zwei Herren im Anzug“ nach dem Roman „Mittelreich“ von Josef Bierbichler

 
 

Ab dem 22. März 2018 ist „Zwei Herren im Anzug“ in ausgewählten Kinos in Deutschland zu sehen.

 

 

 

Fakten zu Bayern und der bayerischen Geschichte im zeitlichen Kontext von  „Zwei Herren im Anzug“


1802 / 1803

Säkularisation in Bayern – Enteignung kirchlicher Güter durch den Staat und Umwandlung geistlicher Herrschaftsbereiche in weltliche.

Auslöser der in ganz Deutschland durchgeführten Säkularisierung sind die militärischen Erfolge Napoléon Bonapartes. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze müssen deutsche Staaten ihre linksrheinischen Gebiete abgeben. Als Entschädigung dafür wird ihnen im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände zugeschlagen. Beinahe alle geistlichen Reichsstände werden aufgelöst. Der Reichsdeputationshauptschluss ermächtigt die Landesherren aber auch explizit zur Aufhebung der landständischen Klöster.

 

1818

Unter anderem der Ort Rimsting (einer der Drehorte) wird im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern eine selbständige politische Gemeinde.

 

1900

Erst um 1900 gründen sich in der Region „Gebirgstrachtenerhaltungsvereine“ – auch zur Befriedigung der Touristen, doch vor allem auf der Suche nach den eigenen, inzwischen verschollenen Wurzeln.

27.2.1900: Gründungsdatum des FC Bayern München

 

1912

Der Feiertag Mariä Lichtmess am 2. Februar wird zuletzt 1912 als offizieller Festtag begangen. Lichtmess ist einst ein an herausragenden Ritualen und Bräuchen reiches Datum. Die freien Tage um Lichtmess herum sind in einer Zeit ohne tariflich geregelten Urlaub ein Luxus. Mariä Lichtmess markiert unter anderem das Ende der Weihnachtszeit und es gibt an vielen Orten die Lichtmess-Märkte.

 

1914

Ernährung: Die durch den Krieg entstandenen Engpässe bei Nahrungsmitteln führen zu einer veränderten Einstellung in Ernährungsfragen. Die Not zwingt viele Menschen zu einer Beschränkung auf das Nötigste und zu Vorratswirtschaft. Zahlreiche Artikel in den deutschen Tageszeitungen greifen diese Situation auf und geben praktische Hinweise für den „kriegsgerechten“ Umgang mit Lebensmitteln.


Arbeit und Soziales:
Im Ersten Weltkrieg werden die bisherigen Errungenschaften des Arbeitsschutzes weitestgehend ausgesetzt. Am 4. August 1914 wird der Arbeitsschutz für Kinder, Jugendliche und Frauen aufgehoben. Für Frauen und Jugendliche werden Doppelschichten mit zwölfstündiger Arbeitszeit eingeführt. Ebenso wird Sonntagsarbeit üblich. Die Lockerung der Gewerbeaufsicht vermindert den Unfall- und Gesundheitsschutz.

Mit dem bayerischen Armengesetz vom 21. August 1914 wird den Landarmenverbänden die Sozialhilfe für „anstaltsbedürftige Geisteskranke” als Aufgabe übertragen. Hieraus entwickelt sich die heutige Aufgabe der Bezirke als Träger der überörtlichen Sozialhilfe.


Wissenschaft und Technik:
Beherrschendes Thema auf technischem Sektor war der Fortschritt auf dem Gebiet der drahtlosen Nachrichtenübermittlung. Ein markantes Beispiel für die Entwicklung der Telegrafie ist die offizielle Eröffnung einer drahtlosen Verbindung zwischen dem deutschen Sender Nauen (bei Berlin) und der US-amerikanischen Station Sayville (Long Island bei New York) am 12. Februar. Die 5200 km lange Verbindung wird bis zum US-amerikanischen Kriegseintritt 1917 zur wichtigsten Leitung für deutsche Nachrichten ins Ausland.

 

1915

Politik und Gesellschaft: Der Alltag im Deutschen Reich ist von den Auswirkungen des Krieges geprägt. Die soziale Not verschärft sich: Nahrungsmittel beginnen knapp zu werden, die starken Preissteigerungen zwingen Viele zu erheblichen Einschränkungen. Immer mehr Familien, bei denen der Vater gefallen ist oder im Feld steht, sind auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Die Gesellschaft wird mehr und mehr militarisiert. Frauenverbände stellen sich in den Dienst des Krieges, Jugendliche werden in einer vormilitärischen Ausbildung auf den Krieg vorbereitet, eine patriotisch-nationalistische Ideologie durchdringt alle Bereiche des öffentlichen Lebens.

Noch immer übt der Krieg auch eine starke Faszination aus. Viele Intellektuelle sehen darin eine „Reinigung“ und „Befreiung“ (Thomas Mann). „Wir haben kein Recht, diese Zeit herrlich zu nennen… Ich kann nicht eine reinere Lebensluft lobpreisen, die ich dem Blut und den Schmerzen von tausend Unschuldigen verdanke“, hält Hermann Hesse diesen Stimmen entgegen.


Urlaub und Freizeit:
An eine Urlaubsreise, schon vor dem Krieg für viele unerschwinglicher Luxus, ist während des Krieges für den Großteil der Bevölkerung nicht zu denken. Vor allem Reisen ins feindliche Ausland sind nicht nur praktisch undurchführbar, sie gelten auch als unpatriotisch. Selbst „in einigen der neutralen Länder dürften sich patriotisch gesinnte Deutsche kaum am Platze fühlen“, heißt es z. B. in der Reisebeilage der „Vossischen Zeitung“.


Wissenschaft und Technik:
Während des Krieges steht der technische Fortschritt vor allem im Dienst des Militärs. Forciert wird u. a. die Konstruktion neuer Flugzeugmodelle.


Sport:
Die Bayern erkämpfen im Derby bei 1860 München am 12. Dezember 1915 ein 1:1 und sichern sich den Titel „Kriegsmeister von Südbayern 1915“.

 

1916

Bildung: Elf junge Frauen dürfen als erste Bayerinnen das Abitur ablegen.


Wissenschaft und Technik:
Am 7. März 1916 wird ins Münchner Handelsregister ein kleiner Motorenbauer eingetragen: die Bayerischen Flugzeugwerke, hervorgegangen aus der Gustav Otto Flugmaschinenfabrik. In unmittelbarer Nachbarschaft bei den Rapp Motorenwerke tüfteln ebenfalls schon seit einigen Jahren Ingenieure über Antriebsmaschinen für die Lüfte und firmieren wenig später unter Bayerische Motoren Werke. Nach und nach finden die beiden Unternehmen zueinander, aus den Bayerischen Flugzeugwerken werden schließlich die Bayerischen Motoren Werke (BMW).


13.12.1916:
Dutzende von Lawinen (Dolomiten / Südalpen) verschütten und töten am 13. Dezember 1916 mehrere Tausend Soldaten während des Alpenkriegs.

 

1917

28.1.1917: Die „Rothosen“ bezwingen auf dem Sportplatz an der Leopoldstraße Jahn Regensburg mit 6:0 und sichern sich mit diesem klaren Erfolg den Titel „Meister von Südbayern 1916/17“.


5.7.1917:
Die deutsche Reichsregierung ruft alle Familien, die ein Dienstmädchen vom Lande beschäftigen, dazu auf, die Mädchen für den Ernteeinsatz nach Hause zu schicken.


9.7.1917:
Der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg erklärt im Reichstag, er werde sein Amt niederlegen, wenn es von ihm verlangt werde. Der Reichskanzler ist von der deutschen Generalität wegen seiner Kriegspolitik kritisiert worden.


10.7.1917:
Die deutsche Reichsregierung ruft die Besitzer reinrassiger Hunde auf, Schäferhunde, Rottweiler und Dobermänner für den Kriegsdienst zur Verfügung zu stellen.


12.7.1917:
Im Deutschen Reich werden erstmals 10-Pfennig-Münzen aus reinem Zink geprägt, da die für die Münzherstellung üblichen Metalle Silber, Kupfer Aluminium, Eisen und Nickel durch den Kriegsbedarf kaum zur Verfügung stehen.


23.7.1917:
Der deutsche Frauenarzt Max Nassauer veröffentlicht in der „Münchner Medizinischen Wochenschrift“ einen Aufsatz über die erstaunliche Erscheinung der „Kriegsschnellgeburt“. Sogar bei Erstgebärenden habe sich die durchschnittliche Dauer der Geburt auf zwei bis vier Stunden reduziert. Der Gynäkologe führt die Erscheinung vor allem auf die nervliche Belastung der Frauen zurück.


16.8.1917:
Im Deutschen Reich werden alle Vorräte aus den Ernten vor 1917 beschlagnahmt, um sie der Reichsgetreidestelle zuzuführen.


27.10.1917:
Die deutschen Frontsoldaten erhalten ein Urlaubsverbot, das auch Sonntage und die Weihnachtstage einschließt. Als Grund werden Transportschwierigkeiten der Eisenbahn genannt.


31.10.1917:
Bertolt Brecht immatrikuliert sich in der Philosophischen Fakultät der Universität München.


27.11.1917:
Im Deutschen Reich häufen sich die Klagen über ein neues Kriegsübel, das „Spendieren“. Kaufleute verlangen zusätzlich zum Preis Nahrungsmittel von den Käufern und legen so große Lager an, die dem Schwarzmarkt zugänglich gemacht werden.


13.12.1917:
Die bayerischen Behörden verschärfen die Grenzkontrollen, um zu verhindern, dass Lebensmittel in andere Teile Deutschlands gelangen. Nur hohe Staatsbeamte, so der Reichskanzler Georg Graf von Hertling, dürfen Lebensmittelpakete aus Bayern erhalten.

 

1918

Der letzte Vertreter der Wittelsbacher König, Ludwig III. (1845-1921, reg. 1912/13-1918), auf wirtschafts- und agrarpolitischem Gebiet interessiert und kenntnisreich, scheint zunächst entschlossen, die theoretisch noch immer starke Stellung der Krone zu eigenem politischen Handeln zu nützen, lässt sich dann aber im Ersten Weltkrieg von den zivilen und militärischen Reichsstellen völlig überspielen. 1918 verzichtet er auf die Regierung, vermeidet aber eine formelle Abdankung. Mit seiner Absetzung am 7. November 1918 endet die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie.


Politik und Gesellschaft:
Mit dem Ende des 1. Weltkriegs geht in München die Monarchie zu Ende und der Freistaat Bayern entsteht.


November 1918
: Gründung der Bayerischen Volkspartei als bayerische Version des politischen Katholizismus. Die Partei betont die Eigenständigkeit Bayerns als Freistaat und vertrat konservative bis sogar nationalkonservative und teilweise antisemitische Ziele. Von 1919 – 1933 war sie an allen bayerischen Regierungen beteiligt.


Bildung:
Das Bildungswesen im Deutschen Reich wird im Jahr 1918 noch stärker als in den Vorjahren durch den jetzt im vierten Jahr stehenden Weltkrieg geprägt. Männermangel zwingt Staat zur Förderung der Frauenbildung.


16.12.1918:
In Bayern wird die kirchliche Schulaufsicht aufgehoben.


18.12.1918:
Die Bayerische Volkspartei verlangt stärkere Eigenstaatlichkeit für Bayern und den Anschluss Deutschösterreichs und Deutschböhmens. Falls Spartakisten an der zukünftigen Regierung beteiligt sein sollten, droht die BVP mit Abtrennung Bayerns von Deutschland.

 

1919

Politik und Gesellschaft: Am 12. Januar wird ein demokratischer Landtag gewählt.

Eine Räterepublik wird am 7. April 1919 ausgerufen, die von Reichswehrtruppen niedergeschlagen wird. In den folgenden Jahren wird Bayern ein Sammelbecken rechtsradikaler Bewegungen.


Am 22. Mai 1919
erhalten die „Kreise“ mit dem bayerischen Selbstverwaltungsgesetz ihren heutigen Rechtsstatus als Gebietskörperschaften. Fast gleichzeitig wird ein neues Wahlgesetz erlassen. Das Ständewahlrecht wird durch allgemeine, freie, gleiche, geheime und direkte Wahlen nach dem Verhältniswahlrecht ersetzt.

Arbeit und Soziales: 1919 besteht in der deutschen Landwirtschaft erstmals ein Überangebot an jüngeren und älteren männlichen Arbeitskräften, meist aus den „gebildeten Ständen“ und aus städtischen Kreisen; sie wollen die Landwirtschaft erlernen. In den sog. Akademikerberufen herrscht ein völliges Überangebot an Arbeitskräften.


Bildung:
Bayerische Verordnung über die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht vom 16. Dezember 1918. In der Schulpolitik gelingt es der Revolutionsregierung in Bayern mehr als in anderen Bereichen, ihre grundsätzlichen Reformziele umzusetzen. Die Ortsschulaufsicht geht vom Ortspfarrer auf den Bürgermeister über. Darüber hinaus wird ein freireligiöser Sittenunterricht eingeführt und der Zwang zur Teilnahme am Religionsunterricht abgeschafft. Damit werden zentrale kulturpolitische Forderungen der Sozialdemokratie der letzten Jahrzehnte erfüllt.


12.1.1919:
Stärkste politische Kraft bei den Landtagswahlen im rechtsrheinischen Bayern wird die Bayerische Volkspartei mit 58 Mandaten vor der MSPD (52). Die USPD, der Ministerpräsident Kurt Eisner angehört, gewinnt lediglich drei Sitze von 156 Mandaten.


20.2.1919:
Das bayerische Gesamtministerium unter Kurt Eisner (USPD) in München billigt den Entwurf eines neuen vorläufigen Staatsgrundgesetzes des Freistaats Bayern, das an die Stelle des vorläufigen Staatsgrundgesetzes vom 4. Januar treten soll.


21.2.1919:
Nach Eisners Ermordung am 21. Februar 1919 radikalisiert sich die politische Lage in Bayern. Im April werden schließlich kurz hintereinander zwei Räterepubliken ausgerufen – die erste dominiert von Literaten, Pazifisten und Anarchisten, die zweite von Kommunisten. Im April 1919 versucht die radikale Linke in Bayern ein Rätesystem zu errichten. Die Regierung wird aus München vertrieben und weicht nach Bamberg aus. Von dort aus bündelt sie die Kräfte für den Gegenschlag. Am 1. Mai 1919 rücken (unter erbitterter Gegenwehr der Roten Armee) Freikorps, für die insbesondere Franz Ritter von Epp Freiwillige sammelte, in München ein, wo tags zuvor zehn rechtsstehende „Geiseln“ – Mitglieder der deutsch-völkischen Thulegesellschaft – brutal ermordet worden waren. Die Rache der Freikorps ist grausam, ihrem Einmarsch fallen 335 Zivilisten zum Opfer, die man zum Teil irrtümlich für Kommunisten gehalten hatte. Insgesamt fordern die Kampfhandlungen bis zur Niederschlagung der Räterepublik am 3. Mai 1919 über 600 Tote. Am 3. Mai 1919 ist die Münchner Räterepublik bereits Geschichte.


4.3.1919:
Vertreter der bayerischen MSPD, der USPD und des Bauernbunds vereinbaren in Nürnberg ein Aktionsprogramm, in dem u.a. die sofortige Einberufung des Landtags, die Bildung einer sozialistischen Regierung, die Schaffung einer Notverfassung und die Übertragung weitgehender Vollmachten auf die Regierung gefordert werden.


18.3.1919:
Der bayerische Landtag in München nimmt das Gesetz über die Aufhebung des Adels an. Der bayerische Adel wird aufgehoben, bayerischen Staatsangehörigen wird verboten, die Verleihung eines Adelstitels eines anderen Staates anzunehmen.


17.5.1919:
Die Regierung des Freistaates Bayern beschließt die landesweite Organisation von Einwohnerwehren. Die erste bayerische Einwohnerwehr entsteht in Rosenheim mit der Umbildung des Freikorps Chiemgau in die Einwohnerwehr Chiemgau.


29.5.1919:
Die totale Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 ist höchstwahrscheinlich die bekannteste Sonnenfinsternis des 20. Jahrhunderts, da während dieser die durch die Allgemeine Relativitätstheorie vorausgesagte gravitative Ablenkung des Lichts überprüft wird.


14.8.1919:
Die Bamberger Verfassung vom 14. August 1919 ist die erste demokratische Verfassung Bayerns nach dem Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919. Nach dem Ende der Monarchie aufgrund der Novemberrevolution von 1918 und der Ausrufung des Freien Volksstaats Bayern durch Kurt Eisner finden am 12. Januar 1919 die ersten freien, gleichen, unmittelbaren und geheimen Wahlen in Bayern statt. Erstmals sind auch Frauen wahlberechtigt.


15.9.1919
: Wegen der katastrophalen Ernährungslage dürfen in Bayern nur noch 30% der verfügbaren Betten in Hotels, Pensionen und ähnlichen Betrieben belegt werden, ab 1. Oktober nur mehr 10%. Damit kommt der Fremdenverkehr in Bayern vorübergehend fast völlig zum Erliegen.

 

1920

14.2.1920: Nach Unterzeichnung eines entsprechenden Staatsvertrages fällt Coburg an Bayern. Der Union ging ein Volksentscheid voraus.


14.3.1920:
Gegen den politischen und militärischen Druck rechter Kreise in Bayern rufen die Münchner Gewerkschaften erfolgreich zum Generalstreik auf.


10.4.1920:
In Stuttgart lehnt eine süddeutsche Ministerkonferenz (Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen und Hessen) die Auflösung der Einwohnerwehren ab, wie sie die Alliierten am 7. April gefordert haben. Zugleich verurteilt die Konferenz den französischen Einmarsch in Frankfurt am Main und anderen Maingau-Städten.


25.5.1920:
In München wird das Ergebnis von Verhandlungen zwischen bürgerlichen Parteien in Bayern bekannt. Danach einigten sich der Bayerische Bauernbund, die Bayrische Mittelpartei, die Bayerische Volkspartei, die Deutsche Demokratische Partei sowie die Deutsche Volkspartei auf Grundzüge einer programmatischen Plattform. Bis zur Machtübernahme durch den rechtsorientierten Gustav von Kahr gibt es in Bayern eine MSPD-geführte Regierung.


13.10.1920:
Mit dem Gesetz zur Abschaffung der Arbeiterräte beginnt in Bayern auch formell die Aufhebung der Ergebnisse der Revolution 1918/19.

 

1921

Rasende Inflation und Wohnungsnot in Deutschland.

28.1.1921: Der Landesausschuss der Einwohnerwehren Bayerns streicht auf alliierten Beschluss die Satzungspunkte, die ihnen freien Kontakt zur Reichswehr erlaubten. Damit soll der Wehr der militärische Charakter genommen werden.


26.6.1921:
Die Reichsregierung verfügt die Auflösung der Einwohnerwehren in Bayern, der Orts- und Grenzwehren in Ostpreußen sowie der Organisation Escherich, die im Deutschen Reich und in Österreich aktiv ist. Die Organisationen müssen bis zum 30. Juni ihre Waffen abgeliefert haben.


31.8.1921:
Im Widerspruch zu den von der Reichsregierung in Berlin erlassenen Ausnahmegesetzen können in Bayern weiterhin rechtsradikale Zeitungen erscheinen.


24.9.1921:
Der bayerische Ministerpräsident Hugo Max Graf von Lerchenfeld-Koefering (BVP) schließt mit Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) und Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) einen Kompromiss über die Aufhebung des Ausnahmezustands in Bayern.


11.10.1921:
In der sächsischen Stadt Zwickau wird die erste Ortsgruppe der NSDAP außerhalb Bayerns gegründet.


18.10.1921:
Ludwig III., von 1913 bis 1918 letzter König von Bayern, stirbt im ungarischen Exil. Die Trauerfeier wird in München von Kardinal Michael von Faulhaber, der aus seiner monarchistischen Geisteshaltung kein Hehl macht, zelebriert.


26.11.1921:
Der bayerische Landtag in München beschließt, dass sich Bayern am Aktienkapital der Rhein-Main-Donau AG beteiligt, die einen Kanal zwischen diesen Flüssen bauen will.

 

1922   

4.7.1922: In München endet ein Hochverratsprozess gegen Freiherr Hubert von Leoprechting, der zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wird. Er hatte von der französischen Gesandtschaft Geld erhalten, um eine Trennung des Landes Bayern vom Deutschen Reich zu unterstützen.


9.8.1922:
Unter Teilnahme von Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) beginnen in Berlin dreitägige Gespräche zwischen der Reichsregierung und dem bayerischen Ministerpräsidenten Hugo Max Graf von Lerchenfeld über die Übernahme des Republikschutzgesetzes in Bayern.


13.11.1922:
Die bayerische Regierung gibt für die beginnende Faschingszeit wesentliche Einschränkungen bekannt. Demnach werden alle öffentlichen Faschingslustbarkeiten unter freiem Himmel, ferner solche, bei denen die Teilnehmer in Masken erscheinen, verboten. Diese Maßnahmen stehen in Verbindung mit der immer stärker werdenden Tätigkeit Rechtsradikaler in Bayern.

 

1923   

13.2.1923: In Bayern wird Englisch statt Französisch als Pflichtfach in den höheren Schulen eingeführt.


25.7.1923:
In Bayern werden kommunistische Kundgebungen verboten.

 

Politik und Gesellschaft: Im Herbst 1923 scheint die Weimarer Republik am Ende. Die rasende Inflation ruiniert das Reich, Kommunisten und Rechtsradikale schmieden Umsturzpläne. Bayern im Herbst 1923: Die junge Republik ist in der vielleicht schwierigsten Krise seit dem Kriegsende. Das Geld ist wertlos. Die Wirtschaft zusammengebrochen. Bewaffnete Milizen bedrohen den Staat. Ein neuer Winter steht bevor, das heißt frieren, das heißt hungern. Und die Angst geht um: die Angst vor den Kommunisten, die vom Sowjetstaat träumen, und bereits Revolutionen in Bayern, Sachsen und Thüringen angezettelt hatten. Mit dem Marsch auf die Feldherrenhalle in München versucht Hitler am 9.11. mit weiteren Putschisten die Regierungsmacht an sich zu reißen.

 

1924

Sport: Frühjahr 1924: Der Verein steht gänzlich auf eigenen Füßen und heißt fortan FC Bayern München.


Politik und Gesellschaft:
Ende März 1924 wird nach mehrjährigen Verhandlungen ein Konkordat zwischen dem Papst und dem Land Bayern vereinbart. Die katholische Kirche erhält weitgehende Rechte in der Schulaufsicht und in Artikel 10 werden „vermögensrechtliche Verpflichtungen“ des Staates vereinbart, bei denen es sich nicht um die Fortschreibung der Bestimmungen des Konkordates von 1817 handelt, da dort die Umwandlung der Erträge aus zu schaffenden Gütern und Fonds in Geldzahlungen oder Geldrenten ausdrücklich untersagt war.


20.4.1924:
NSDAP-Führer Adolf Hitler, am 1. April wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, erhält zum 35. Geburtstag Tausende von Glückwunschsendungen ins Gefängnis. Durch den Prozess ist Hitler über Bayern hinaus bekannt geworden. Von seinen Anhängern wird der NS-Führer als Märtyrer gefeiert.


13.12.1924:
Gegen den verantwortlichen Redakteur des Satireblatts „Simplicissimus“ ist von der Evangelischen Kirche in Bayern Anzeige wegen Gotteslästerung erstattet worden. Die Anzeige bezieht sich auf ein satirisches Gedicht in der 29. Nummer der Zeitschrift, das kulturkämpferische und völkische Tendenzen der letzten Tagung des Evangelischen Bundes verspottet.

 

1925

Wissenschaft und Technik: Das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse in eine praktische Nutzbarmachung umzusetzen, wird in den 20er Jahren immer wichtiger. In immer größerem Umfang beteiligt sich die Industrie an der Finanzierung wissenschaftlicher Forschung. Einerseits durch ihre Teilnahme an Stiftungen oder Organisationen, wie die nach dem Ersten Weltkrieg gegründete „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“, andererseits durch den Ausbau eigener Labors und Versuchsstätten. War um die Jahrhundertwende das Hauptziel der Forschung noch wissenschaftliche Erkenntnis, ist es nun immer mehr die Verwertung in Technik und Industrie.

 

1929

10.1.1929: Der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held (Bayerische Volkspartei) protestiert gegen den Jahresbericht des Reparationsagenten Seymour Parker Gilbert. Gilbert habe weder die Not der deutschen Landwirte noch die der Rentner erwähnt und so eine „groteske Verzeichnung“ der Wirklichkeit vorgenommen.


18.1.1929:
Die bayerische Landesbauernkammer stellt der Reichsregierung auf einer Kundgebung in München ultimative Forderungen: Sollten bis zur Einbringung der Ernte 1929 nicht die Steuern für Landwirte gesenkt und weitere Subventionen in Aussicht gestellt worden sein, würden die Landwirte ihre Arbeit einstellen und die Städte nicht länger mit Nahrungsmitteln beliefern.


23.1.1929:
Die Reichstagsfraktion der Bayerischen Volkspartei spricht sich aus „sozialen Gründen“ gegen die geplante Erhöhung der Biersteuer aus.


8.12.1929:
Bei den Gemeindewahlen in Bayern erzielen die Nationalsozialisten starke Gewinne, meist auf Kosten der liberalen Parteien.


10.12.1929:
Der Staatsgerichtshof in Leipzig entscheidet, dass die in Bayern vorgenommenen Verleihungen von Ehrentiteln nicht mit der Weimarer Verfassung in Einklang stehen. Preußen hatte deswegen gegen Bayern Klage erhoben.


5.3.1933:
Trotz der Bindungen an Kirche und Monarchie hatten 43% der bayerischen Bevölkerung am 5. März 1933 für Adolf Hitlers NSDAP gestimmt. Im Zuge der „Gleichschaltung“ verliert Bayern in der Folge die Reste seiner Eigenstaatlichkeit und wird eine Reichsprovinz.

 

1937

29.6.1937: Der Gauleiter München-Oberbayern, Adolf Wagner, stellt in einer Rede in Fürstenfeldbruck fest, dass es heute noch eine Kraft gebe, die sich störend im völkischen Leben bemerkbar mache – die Kirchen.


6.12.1937:
Der bayerische Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp hält in Berlin in seiner Funktion als Leiter des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP eine Rede, in der er die „Rückerstattung des kolonialen Eigentums“ fordert.


15.12.1937:
Der Vater der 38-Jährigen Therese Neumann, genannt Therese von Konnersreuth, verweigert eine von der bayerischen Kirchenleitung gewünschte ärztliche Untersuchung auf Jungfräulichkeit seiner Tochter.

 

1944

2.2.1944: Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe im Deutschen Museum in München bringt die Bayerische Staatsoper als Erstaufführung in szenischer Form Carl Orffs „Carmina Burana“ auf die Bühne.

 

1945

Politik und Gesellschaft: Die Unterzeichnung der deutschen Gesamtkapitulation am 7. und 9. Mai besiegelt die militärische, politische und moralische Niederlage Deutschlands. Die oberste Regierungsgewalt geht an die USA, Großbritannien, die Sowjetunion und Frankreich über. Jede der Siegermächte übernimmt eine Besatzungszone, in der sie allein bestimmen kann.

Die entscheidenden Weichenstellungen für die Nachkriegszeit erfolgen auf Konferenzen der Siegermächte. Im Februar 1945 treffen sich die Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion in Jalta auf der Krim in der UdSSR. Mitte Juli kommen sie in Potsdam zusammen. Am Ende ihrer Beratungen haben sie sich darauf geeinigt, das besiegte Deutschland zu demilitarisieren, seine Bevölkerung zu entnazifizieren, die Wirtschaft zu entflechten und die Deutschen zur Demokratie zurückzuführen.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs steht Bayern unter amerikanischer Militärregierung; die Entnazifizierung wird auch bei den Mitarbeitern der Regierung von Oberbayern durchgeführt.

 

April 1945: In Freilassing (60km von Rimsting, Drehort von „Zwei Herren im Anzug“, bei Salzburg) wird ein verunglückter Pilot der alliierten Streitkräfte vom Bürgermeister persönlich exekutiert.


19.9.1945:
Die US-Militärregierung stellt mit der „Proklamation No. 2“ vom 19. September 1945 das Land Bayern in seinen Grenzen vor 1933 wieder her.

 

1946

Verfassung für den Freistaat Bayern

 

1947

27.4.1947: In München findet die Gründung des Bayerischen Gewerkschaftsbundes statt.


1.5.1947:
In der Bayerischen Staatsoper München wird Richard Wagners Oper „Die Walküre“ aufgeführt. Es ist die erste Wagneroper, die dort seit Kriegsende inszeniert wird. Regisseur ist Max Hofmüller, die musikalische Leitung hat Georg Solti.


3.5.1947:
Die US-amerikanische Militärregierung lehnt einen Antrag der KPD auf Zulassung der SED in Bayern ab. Der Antrag sei nur von der KPD Bayern gestellt worden, nicht aber von der SPD, die gegen eine Verschmelzung mit der KPD ist, heißt es in der Begründung der Ablehnung.


5.5.1947:
Zwischen der Exportschau im Münchener Haus der Kunst und New York wird eine ständige Telefonverbindung eingerichtet. Sie soll ermöglichen, dass US-amerikanische Geschäftsleute direkte Bestellungen bei bayerischen Unternehmen aufgeben können.


29.5.1947:
Die Ehefrau des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring, Emmy, wird auf Antrag des bayerischen Ministers für Entnazifizierung, Alfred Loritz, in München verhaftet.


12.6.1947:
60% der bayerischen Eltern sprechen sich für eine Wiedereinführung der Prügelstrafe an den Schulen aus.

 

1948

10.- 23.8.1948: Der Verfassungskonvent tagt im Auftrag der Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder auf der Herreninsel im Chiemsee. Ziel ist, einen Verfassungsentwurf auszuarbeiten, der dem Parlamentarischen Rat als Vorlage dienen soll. Ergebnis ist eine von den Ministerpräsidenten der Länder genehmigte Arbeitsgrundlage für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

 

1949

Bayern wird Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Politik und Gesellschaft: Kulturell bringt das Goethe-Jahr 1949 (der Dichterfürst wäre am 28. August 1949 200 Jahre alt geworden) eine Reihe über das Jahr hinausweisende Ereignisse: In Ostberlin eröffnet Bertolt Brecht sein Berliner Ensemble, in New York wird Arthur Millers „Der Tod des Handlungsreisenden“ uraufgeführt, in Cannes wird der Film „Der dritte Mann“ ausgezeichnet, wichtigste Buchneuerscheinung des Jahres ist George Orwells „1984“.

 

1953

Der Wiederaufbau des Regierungsgebäudes in der Münchner Maximilianstraße ist abgeschlossen.


28.1.1953:
Eine seit Jahresbeginn in Europa grassierende Grippewelle hat in der Bundesrepublik Deutschland bisher 67 Todesopfer gefordert. Am stärksten betroffen ist Bayern, wo 42 Menschen sterben.


14.2.1953:
Der Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Walter von Cube, spricht sich in einem Rundfunkkommentar gegen die unbegrenzte Aufnahme von Flüchtlingen aus der DDR aus, da nur ein kleiner Teil tatsächlich politisch verfolgt werde. Der Kommentar ruft in der Öffentlichkeit Proteste hervor.


28.6.1953:
Bei der Einweihung einer Zuckerfabrik im bayerischen Ochsenfurt muss der Weiheakt eines evangelischen Geistlichen auf Drängen des katholischen Würzburger Bischofs Julius Döpfner ausfallen. Der Zwischenfall führt zu einem Konfessionsstreit.


21.8.1953:
Bundesjustizminister Thomas Dehler (FDP) erstattet gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard (CSU) Strafanzeige wegen übler Nachrede. Ehard hatte dem Justizminister vorgeworfen, er führe einen hemmungslosen Kampf gegen alles, was christlich sei.


21.8.1953:
In der Nähe von Ravensburg wird erstmals bei Versuchsbohrungen im Alpenvorland ein Erdölvorkommen entdeckt.

 

1955

12.1.1955: Der bayerische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD) verliest vor dem Landtag in München die Regierungserklärung des neuen Koalitionskabinetts von SPD, FDP, BHE und Bayernpartei. Kernpunkte der Erklärung sind die Absage an zentralistische Tendenzen sowie die Förderung des Mittelstandes.


14.1.1955:
In München wird der deutsche Spielfilm „Ludwig II.“ uraufgeführt. Unter der Regie von Helmut Käutner spielt O. W. Fischer die Rolle des bayerischen Monarchen. In weiteren Hauptrollen sind Ruth Leuwerik, Marianne Koch und Klaus Kinski zu sehen.


16.1.1955:
Der Bayerische Gewerkschaftsbund fordert in München den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) auf, Maßnahmen gegen die deutsche Wiederbewaffnung zu ergreifen; u.a. sollen Unterschriften gesammelt, Volksbegehren beantragt, eine Abstimmung der rund 6 Mio. DGB-Mitglieder durchgeführt sowie Protestaktionen veranstaltet werden.


22.1.1955:
Die Landesversammlung der CSU wählt in München den früheren bayerischen Wirtschaftsminister Hanns Seidel zum Landesvorsitzenden.

 

7.2.1955: In Europa sind Tausende von Menschen von einer Grippewelle betroffen. Allein in Bayern sind 7000 an der „Influenza B“ Erkrankte registriert. Zahlreiche Schulen müssen geschlossen werden.


10.4.1955:
Anlässlich der Aktion „Unfallfreie Ostern“ verteilt die Bayerische Verkehrswacht während der Feiertage 300.000 bemalte Ostereier an Kraftfahrer, die auf diesem Wege zu mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr aufgefordert werden.


10.5.1955:
Bei Freimann in Bayern stellt Gustav Adolf Baum mit stromlinienförmig verkleideten Motorrädern vom Typ DKW 22 Weltrekorde auf. Er erreicht u.a. mit einer 125-ccm-Maschine eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 218 km/h. Bei weiteren Rekordversuchen verunglückt Baum am 23. Mai tödlich.


13.10.1955:
Die Max-Planck-Gesellschaft gibt den Umzug des Instituts für Physik von Göttingen nach München bekannt. Der Präsident des Vereins zur Förderung der Wissenschaften, Otto Hahn, begründet die Verlegung mit der vom Land Bayern in Aussicht gestellten großzügigen finanziellen Unterstützung.


17.11.1955:
Nach einem 7:3-Sieg der bundesdeutschen Eishockeyauswahl gegen eine DDR-Vertretung in Berlin (Ost) wird 1956 die vorwiegend aus bayerischen Spielern bestehende bundesdeutsche Mannschaft an den Olympischen Spielen in Cortina d’Ampezzo teilnehmen.

 

1956

4.1.1956: Radio „Free Europe” richtet in Bayern drei neue Sender ein, mit denen es seine antikommunistischen Sendungen nach Rumänien und Bulgarien verstärken kann. Der Sender strahlt Programme für Bulgarien, Rumänien, Polen, die Tschechoslowakei und Ungarn aus.


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2.1.1956: Max Ophüls’ Spielfilm „Lola Montez“ über die gleichnamige Tänzerin, Geliebte von König Ludwig I. von Bayern und Franz Liszt, wird in München uraufgeführt.


17.6.1956:
Im bayerischen Miltenberg gründet Otto Strasser, früher mit seinem Bruder Gregor zur linken Fraktion der NSDAP gehörend, die Deutsch-Soziale Union (DSU).


8.10.1956:
Der frühere stellvertretende Ministerpräsident der DDR und Vorsitzende der LDPD, Hermann Kastner, flüchtet über die bayerische Grenze in die Bundesrepublik und bittet um politisches Asyl.

 

1958

1.4.1958: Die Ministerpräsidenten von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein fordern von der Bundesregierung Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stärkung der Zonenrandgebiete.


9.12.1958:
Nach den Landtagswahlen in Bayern vom 23. November bildet der bisherige Ministerpräsident Hanns Seidel (CSU) eine Koalitionsregierung aus CSU, FDP und GB/BHE (Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten).

 

1959

25.1.1959: Bei den Skirennen um das Weiße Band von St. Moritz gewinnt Sonja Sperl aus Eisenstein (Bayern) den Riesenslalom der Damen.


7.7.1959:
Vor dem Landgericht München beginnt der sog. Spielbankenprozess, in dem u.a. drei Politiker der Bayernpartei wegen Meineids und Bestechung unter Anklage stehen. Sie sollen bestochen worden sein, um für die Einrichtung von Spielbanken in Bayern zu stimmen. Alle fünf Angeklagte, drei davon prominente Mitglieder der Bayernpartei, werden wegen Meineids zu Freiheitsstrafen zwischen 15 und 33 Monaten verurteilt.


13.8.1959:
Schweres Unwetter und eine Hochwasserwelle verursachen in Südostbayern und Niederösterreich schwere Schäden und fordern neun Todesopfer.


26.10.1959:
Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheidet, dass gesüßtes, obergäriges Bier („Malzbier“) in Bayern zwar erlaubt ist, jedoch nicht unter der Bezeichnung Bier angeboten werden darf. Weiterhin wird der Verkauf dieses Getränks in Bierflaschen untersagt, um Verwechslungen auszuschließen.

 

1960

27.3.1960: Bei den Wahlen für die Gemeinderäte in Bayern kann sich die CSU mit 36,0% nur knapp vor der SPD (35,4%) behaupten. Drittstärkste Partei ist der GB/BHE mit 6,5% der Stimmen.


22.7.1960:
Das größte Brückenbauwerk Bayerns wird in München-Freimann von Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm (CDU) eingeweiht. Der Bau der Autobahnbrücke mit 13 Über- und Unterführungen kostet 29,5 Mio. DM.

 

1963

Wahl des gebürtigen Fürthers Ludwig Erhard zum Bundeskanzler.

 

1965

30.1.1965: Der Bürgermeister von Berlin (West), Pfarrer Heinrich Albertz, erklärt in einer Festsitzung des Vereins für die Geschichte Berlins, dass am „Unglück der deutschen Geschichte“ einige Österreicher und Bayern die Schuld trügen, nicht aber Preußen.


17.2.1965:
Im Sauerland müssen nach starken Schneefällen Lawinen losgesprengt werden, um Gefahren für den Straßenverkehr zu bannen. In Südbayern drohen zahlreiche Gebäudedächer unter der meterhohen Schneelast einzubrechen.


5.3.1965:
Die evangelisch-lutherische Landessynode in Bayern erlaubt als erste evangelische Landeskirche ihren Gläubigen die aktive Empfängnisverhütung, wenn diese nicht „sündigem Egoismus“ dient.


21.11.1965:
Bayerns Ministerpräsident Alfons Goppel legt in Regensburg den Grundstein zur vierten Landesuniversität, der ersten Universitätsneugründung in Bayern seit 1743.


4.12.1965:
Das Parteiorgan der CSU, der „Bayernkurier“, greift Wissenschaftler und Künstler wegen ihres Protestes gegen die US-amerikanische Vietnam-Politik an.

 

1966

9.11.1966: Das Zerschlagen der Gitarre macht Jimi Hendrix weltberühmt. Erfunden hat er es an diesem Tag in der Schwabinger Disco „Big Apple“.

 

1972

Die Gebietsreform der unteren Verwaltungsbehörden hat auch die Grenzen der Regierungsbezirke geändert. Der Regierungsbezirk Oberbayern wird größer, er „wächst“ um 1.200 km2 und 80.000 Einwohner. Zu Oberbayern kommen Eichstätt, Beilngries und Neuburg a.d. Donau. Der bisherige Landkreis Aichach geht zum größeren Teil an den Regierungsbezirk Schwaben. Aus 143 Landkreisen entstehen in Bayern 71 neue Landkreise. Die Olympischen Spiele finden in München statt.

 

1989

24.11.1989: Nach Gesamtkosten von 280 Millionen DM wird die Ringkanalisation um den Chiemsee eröffnet. Vor dem Bau des Ringkanals flossen jährlich rund 115 Tonnen Phosphat in den See.

 

1992

Pünktliche Eröffnung des neuen Flughafens München nach einem jahrelangen, aufwändigen Genehmigungsverfahren durch die Regierung von Oberbayern.

 

2005

Wahl des Kardinals Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI.

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